Trauma und Beziehungen: Wie alte Wunden unsere Bindungen formen mit Verena König
In meinem neuesten Podcast hatte ich das Vergnügen, erneut mit der renommierten Traumatherapeutin Verena König zu sprechen. Ihr neues Buch „Trauma und Beziehung“ ist eine inspirierende Quelle für jeden, der sich mit den Auswirkungen von Trauma auf Beziehungen und deren Heilung auseinandersetzen möchte. In unserem tiefen und persönlichen Gespräch beleuchten wir die tiefgreifenden Auswirkungen von Trauma auf unsere Beziehungen, sowohl zu anderen als auch zu uns selbst, und wie wir diesen Kreislauf durchbrechen können.
Wer ist Verena König?
Verena König ist Traumatherapeutin, Spiegelbestseller-Autorin und Begründerin der Methode NI Neurosystemische Integration. Die Traumaexpertin Verena König folgt dem Anliegen, das Wissen über Trauma und seine Folgen weit zu verbreiten, denn es hat die Kraft, die Welt zu verändern. So arbeitet sie als Autorin, Podcasterin und Lehrende und begleitet in ihrer Praxis seit fast 20 Jahren Menschen in intensiven Heilungsprozessen. Über ihren erfolgreichen Podcast, ihre Bücher und ihr Weiterbildungsangebot ermöglicht sie Betroffenen und (angehenden) Fachleuten einen Zugang zu wichtigen theoretischen und praktischen Fähigkeiten.
In dieser Episode:
- Beziehung als Basis: Die Beziehung zu uns selbst und zu anderen ist der Schlüssel für unser Leben und unsere Gesundheit.
- Trauma und Bindung: Frühe Traumata wirken sich oft am deutlichsten in unseren Beziehungen aus.
- Erfüllte Beziehungen erkennen: Eine sichere Bindung bedeutet, dass man in der Beziehung spürt, dass der andere für einen da ist.
- Selbstregulation: Wut und andere Emotionen wahrnehmen und bewusst damit umgehen, anstatt sie zu unterdrücken.
- Verletzlichkeit: Mut zur Verletzlichkeit schafft tiefere Verbundenheit.
Links zu dieser Episode:
- Webseite von Verena König
- Verenas Buch: Trauma und Beziehungen: Wie wir die immergleichen Bindungsmuster hinter uns lassen
- Verenas Buch: Bin ich traumatisiert?: Wie wir die immer gleichen Problemschleifen verlassen
- Verenas Podcast
- Podcast Folge: Sind wir beziehungsunfähig? Den Schlüssel zu wahrer Verbundenheit und Gesundheit verstehen und lernen mit Georg Reyes | #17
Verena König war schon mehrmals zu Gast im Podcast. Hier findest du die beiden Episoden:
Wie du Traumata und Stress kreativ transformierst mit Verena König (Teil 1/2) | #36
Trauma und Beziehung – Eine untrennbare Verbindung
Eines der zentralen Themen, die Verena im Podcast betont, ist, dass Trauma fast immer in Beziehungen entsteht und ebenso in Beziehungen geheilt werden kann. Unsere Bindungen – besonders in der Kindheit – prägen uns auf einer tiefen Ebene und bestimmen, wie wir zukünftige Beziehungen erleben. Frühe Verletzungen und Bindungstraumata hinterlassen Spuren im Nervensystem, die später in unseren Partnerschaften, Freundschaften oder sogar beruflichen Beziehungen sichtbar werden.
Verena erklärt, dass viele von uns in Beziehungen „normale“ Verhaltensweisen zeigen, die in Wirklichkeit Anpassungsstrategien sind. Diese Strategien dienen dazu, emotionale Wunden zu kompensieren, die in der Kindheit entstanden sind. Doch was wir als normal wahrnehmen, ist nicht immer gesund oder förderlich. Es erfordert Selbstreflexion, um zu erkennen, dass diese Muster uns davon abhalten, tiefere, authentischere Verbindungen zu erleben.
Was ist eine sichere Bindung?
Eine sichere Bindung ist das Fundament jeder gesunden Beziehung. In einer solchen Bindung wissen wir, dass die andere Person uns annimmt, wie wir sind – mit all unseren Unvollkommenheiten. Diese Art der Beziehung gibt uns Raum, authentisch zu sein, ohne Angst vor Ablehnung oder Verletzung. Sie ist geprägt von Respekt, Vertrauen und dem tiefen Wissen, dass der andere für uns da ist.
Leider haben viele von uns diese Art von Bindung nie erfahren, was dazu führt, dass wir in unseren heutigen Beziehungen unbewusst alte Muster wiederholen. Doch die gute Nachricht ist, dass es möglich ist, diese Muster zu durchbrechen und neue, heilsame Bindungserfahrungen zu machen. Dies erfordert jedoch Zeit, Geduld und die Bereitschaft, sich selbst und anderen gegenüber verletzlich zu zeigen.
Selbstregulation – ein Schlüssel zur Heilung
Ein weiterer zentraler Punkt, den Verena anspricht, ist die Fähigkeit zur Selbstregulation. In stressigen oder emotional aufgeladenen Situationen neigen viele von uns dazu, entweder überzureagieren oder sich emotional abzuschalten. Diese Reaktionen sind oft Überbleibsel früher Traumata. Verena beschreibt, wie wichtig es ist, in solchen Momenten innezuhalten, die eigenen Gefühle zu erkennen und bewusst zu regulieren, anstatt automatisch zu reagieren.
Selbstregulation bedeutet nicht, Emotionen zu unterdrücken oder zu ignorieren, sondern sie bewusst wahrzunehmen und zu entscheiden, wie wir darauf reagieren möchten. Diese Fähigkeit hilft uns, in Beziehungen präsent und authentisch zu bleiben, anstatt in alte Überlebensstrategien zu verfallen.
Die Beziehung zu uns selbst
Eine der wichtigsten Beziehungen ist die Beziehung zu uns selbst. Viele Menschen behandeln sich selbst schlechter, als sie andere behandeln würden. Verena betont, wie wichtig es ist, sich selbst ein „sicherer Mensch“ zu sein. Das bedeutet, sich selbst mit Respekt, Würde und Mitgefühl zu begegnen, sich nicht zu schädigen und Entscheidungen zu treffen, die das eigene Wohl fördern. Meine eigene Arbeit bringt mich zu der Beobachtung, dass ein entscheidender Grund für viele Krankheiten ist, dass wir uns selbst ablehnen und schlecht behandeln. Wir sprechen mit uns so bösartig, wie wir es mit keinem Freund tun würden und entsprechend entwickeln wir (Auto)Immunreaktionen.
Diese Selbstbeziehung ist das Fundament für alle anderen Beziehungen. Wenn wir lernen, uns selbst mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen, wird es auch einfacher, gesunde, erfüllte Beziehungen zu anderen aufzubauen.
Intuition und Trauma – Eine Herausforderung
Zum Schluss sprachen wir über ein kontroverses Thema: Intuition. Verena betont, dass Intuition zwar ein wertvolles Werkzeug sein kann, aber bei Menschen mit Trauma oft durch frühere negative Erfahrungen getrübt ist. Das, was wir als „Bauchgefühl“ wahrnehmen, kann stark von unseren alten Wunden und Ängsten beeinflusst sein, was dazu führen kann, dass wir in sicheren Situationen Gefahr wittern oder uns in toxische Beziehungen begeben, weil sie uns vertraut erscheinen.
Es ist daher wichtig, unsere Intuition zu hinterfragen und bewusst zu reflektieren, ob sie wirklich auf der Gegenwart basiert oder ob alte Muster sie beeinflussen.
Das Gespräch mit Verena hat mir wieder einmal gezeigt, wie tief verwurzelt Trauma in unseren Beziehungen ist – nicht nur zu anderen, sondern auch zu uns selbst. Doch es gibt Hoffnung. Mit der richtigen Unterstützung, Selbstreflexion und dem Mut, sich verletzlich zu zeigen, können wir alte Wunden heilen und tiefere, erfüllendere Verbindungen erleben.
Traumasensibilität und das Unlock Your Body-Konzept: Warum das Wissen über Trauma unerlässlich ist
In meinem Gespräch mit Verena König wurde mir wieder einmal bewusst, wie tiefgreifend Trauma unsere Beziehungen prägt. Diese Erkenntnisse sind der Grund, warum ich traumasensibles Wissen in das „Unlock Your Body“-Konzept integriere.
Das Nervensystem spielt eine zentrale Rolle in der Verarbeitung von Trauma – und somit auch in unserem körperlichen und mentalen Wohlbefinden. Blockaden im Körper, emotionale Reaktionsmuster und sogar unsere körperliche Fitness können durch unbewältigtes Trauma beeinflusst werden. Die Fähigkeit zur Selbstregulation, die im Kern meines Konzepts steht, ist auch ein wesentlicher Teil der Traumaheilung. Indem wir lernen, unsere emotionalen und physischen Reaktionen bewusst wahrzunehmen und zu steuern, können wir nicht nur körperliche Fitness verbessern, sondern auch emotionale Freiheit erlangen.
Durch traumasensible Ansätze in „Unlock Your Body“ schaffe ich einen Raum, in dem körperliche und emotionale Heilung Hand in Hand gehen. Wir arbeiten nicht nur daran, körperliche Blockaden zu lösen, sondern setzen auch einen tiefen Fokus darauf, das Nervensystem zu beruhigen und die Selbstregulationsfähigkeit zu stärken – essentielle Schritte auf dem Weg zu einem gesunden Körper und einem freien Geist.